(Hessenpark Neuanspach, ehedem Straßenzug „Zum Berg“)

„Goldenes Haus“ in Mademühlen

  • Mademühlen, Zum Berg
  • errichtet 1709
  • transloziert in Hessenpark 1981
  • wiedererrichtet 1986
  • Besitzer: Hilda Gräb (1952)

„Goldenes Haus“ aus Mademühlen, wiedererrichtet 1986 im Hessenpark.
Bei dem Gebäude im Vordergrund handelt es ich um die „aalt Schul“ aus Münchhausen.

(© Foto Hessenpark)

„Goldenes Haus“ (Text aus „Entdeckerhandbuch“. Freilichtmuseum Hessenpark, S. 78-81*)

In dem dreizonigen, zweigeschossigen Fachwerkgebäude wurden unter einem Dach Wohnen, Viehhaltung und Lagerung von Erntegut zusammengefasst. Der Wohnteil ist unterteilt in Ern und Stube, unter welcher der Keller liegt. Im Obergeschoss liegen zwei Schlafkammern. An den Wohnbereich schließt sich die Tenne an. Der Tenne folgen ein Stall und eine später angebaute vierte Wirtschaftszone. An diese war am alten Standort winklig ein Schweinestall angebaut, der 1976 abgebrochen wurde. Das Wandgefüge des Fachwerks ist durch die über zwei Geschosse reichenden Ständer und Langstreben bestimmt. Das starke Eichenfachwerk lässt auf Wohlstand des Erbauers schließen. Das Dach war vermutlich mit Stroh gedeckt. Im Jahre 1914 betrug der Grundbesitz circa 10 Morgen Land. 1924 heiratete die zweite Tochter des Hauses, Hilda Stahl, die das Gebäude später erbte, den Zimmermann und Steinbrucharbeiter Ernst Gräb. Ein Jahr später wurde im ersten Stock der Raum über dem Ern durch eine Bretterwand abgetrennt. Hierdurch entstanden ein Flur und eine separate Kammer. Da die Ehe kinderlos blieb, zog Gräb nach dem Tod seiner Frau zu seinem Bruder nach Driedorf und verkaufte das Haus 1969 an die Gemeinde Mademühlen. Um 1910 erhielt das Dach eine Deckung mit Siegerländer Blechplatten. Nach dem Ersten Weltkrieg bekam das Haus elektrischen Strom und eine Wasserleitung, jedoch keinen Anschluss an das Kanalsystem. Um 1948/49 wurde auch die Giebelseite mit Blech verkleidet. Dieses rostete stark, woraufhin das Gebäude im Dorf als goldenes Haus bezeichnet wurde. Das Haus aus Mademühlen musste 1981 einer Straßenerweiterung weichen. Es wurde ins Freilichtmuseum überführt. Beim Wiederaufbau versuchte man, das Haus auf sein äußeres Erscheinungsbild während der Erbauungszeit 1709 zurückzuführen (S. 78).

Der  direkt angebaute Wirtschaftsteil dient im Hessischen Freilichtmuseum als Beispiel eines „Niederlasses“, wie er auf den kargen Hochflächen des Westerwaldes im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft duch das Abschleppen einer Dachhälte im 18., 19. und frühen 20. Jahrhundert entstanden ist (S. 81).

Zurzeit ist das Haus aus Mademühlen nicht zugänglich. Nach der Sanierung und innerer wie äußerer Fertigstellung des Gebäudes wird hier die ärmliche Wohn- und Arbeitssituation eines Westerwälder Handwerkers und Arbeiters in den 1950er-Jahren dargestellt.

*Freilichtmuseum Hessenpark, hg. von. Ulrike von Bothmer u.a., Jonas-Verlag o.J. (2016)

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Bewohner

Wiederabdruck aus dem „Quelle Jahrbuch 1953“ im „Entdeckerhandbuch Freilichmusseum Hessenpark, S. 79-90“

Quelle Preisausschreiben

1952 gewann Hilda Gräb den ersten Preis beim großen Quelle-Preissauschreiben in Höhe von 5000 DM. Die Übergabe des Preisgeldes  wird im Quelle Jahrbuch 1953 ausführlich geschildert:
„Endlich am Abend nach schwieriger Fahrt über vereiste Straßen hielt der Quelle-Wagen vor der Bürgermeisterei des kleinen, weihnachtlich verschneiten Westerwalddörfleins, in welchem die erste Preisträgerin zu Hause ist… Die Glücklichen sind zwei brave, ältere Bauersleutchen mit geringem Besitz, die zu dieser Zeit noch keine Ahnung hatten von dem großen Glück, das bald darauf zu ihnen in ihre kleine und niedrige Bauernstube kam. Ach, wie schön ist es doch, liebe Jahrbuchleser, Freude zu erleben und Freude zu bereiten, wie das liebe Christkindlein selber. Ihr hättet die Augen sehen sollen von diesen beiden stillbescheidenen Menschen. Ja, sie konnten ihr Glück auch dann noch nicht fassen, als ihnen die 5000 Mark in lauter Fünfzigmarkscheinen bar auf den Tisch des Hauses gezählt wurden… Als dieQuelle-Abordnung spät in der Nacht das kleine Westerwalddörfchen wieder verleiß, da klang es durch die ganze Ortschaft: „Auf Wiedersehn – Auf Wiedersehen“ und die schönen alten Westerwald-Lieder werden den Quelle-Leuten unvergessen bleiben“

Abbildung: Frau Hilda Gräb und ihr Ehemann, 1953.

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