Aus dem Sammelband „Hui Wällä“
Die Entstehung unserer Großgemeinde
Die Entstehung unserer Großgemeinde
Die Konzentration in der Wirtschaft mit all ihren Vor- und Nachteilen ist eine Realität unseres Jahrhunderts. Dieser Prozeß übertrug sich auch auf die öffentliche Hand. Unter dem Prolog „Stärkung der Verwaltungskraft“ im Zeitalter der Mechanisierung diskutierten Politiker in ganz Europa die Frage, ob bei dieser Entwicklung Gemeinden unter einer gewissen Größenordnung die Aufgaben der Gegenwart noch erfüllen können. Auch die unterschiedliche Finanzausstattung der Gemeinden in einem zusammenhängenden Bereich, welche zu ungleichen Lebensbedingungen der Menschen von Ort zu Ort führten, sollten entzerrt werden.
Die Diskussion um die gebietliche Neugliederung in Hessen flammte erstmals im Jahre 1965 im Landtag auf. Einig, daß der Verwaltungsaufbau von unten bis oben neu geordnet werden müsse, waren sich alle dort vertretenen Parteien, jedoch über das Wie gab es vielfältige Meinungsverschiedenheiten.
Im Gegensatz zu den an uns grenzenden Gemeinden Rennerod im Bundesland Rheinland-Pfalz wurde die Verbandsgemeinde eingeführt, in Burbach im Lande Nordrhein-Westfalen gab es eine historische Ämterverwaltung, in der der Bürgermeister nur politischer Repräsentant ist, entschied man sich bei uns in Hessen für die Einheitsgemeinde.
In ihr gibt es eine zentrale Verwaltung für alle Ortsteile mit einer Legislative und einer Exekutive sowie Ortsbeiräten, die beratende Funktionen besitzen.
Der Hessische Minister des Innern beauf-tragte im Jahre 1970 die Landräte Modellplanungen für die gemeindliche Neuordnung in ihrem Kreise zu erstellen, und mit den Gemeinden zu diskutieren.
Dieser Modellplan des Kreises wurde den Gemeinden am 29. Januar 1971 übersandt, und sah im Westerwald die Gemeindegruppen Breitscheid, Driedorf und Beilstein vor, mit der
Anmerkung: „Der Hauptausschuß des Kreistages erwägt, dem Kreistag vorzuschlagen, die benannten drei Gemeindegruppen zu einer Gemeindegruppe Westerwald zusammenzufassen.“
Der Kreismodellplan sah den Zusammenschluß von Driedorf, Mademühlen, Hohenroth, Heisterberg, Waldaubach, Heiligenborn, Roth, Seilhofen und Münchhausen vor.
Diese Aufforderung an die Gemeinden löste kommunalpolitische Aktivitäten aus, die sicher nicht mehr übertroffen werden konnten.
Die Gemeinde Driedorf, welche im Falle einer Einheitsgemeinde Westerwald mit Sicherheit Zentrale dieser Großgemeinde geworden wäre, plädierte natürlich für die große Lösung, jedoch stritten die Gemeinden Beilstein und Breitscheid mit aller Kraft für die Dreiteilung des Westerwaldes. Während die Orte Seilhofen, Münchhausen, Mademühlen, Heisterberg, Hohenroth, Heiligenborn und Waldaubach aufgrund ihrer jahrhundertelangen Verflechtungen zwar gerne ihre Selbständigkeit behalten wollten, ließen sie keinen Zweifel, daß ein Zusammenschluß nur mit Driedorf in Frage komme.
Die Gemeinden Arborn, Nenderoth und Odersberg wollten unter allen Umständen entgegen dem Kreismodellplan zur Gemeindegruppe Driedorf und nicht, wie vorgesehen, nach Beilstein.
In Rodenberg, welches Verflechtungen nach Driedorf und nach Beilstein hatte, war die Frage der Zuordnung genau so umstritten, wie in Gusternhain, welches nach Driedorf und Breitscheid tendierte.
In Roth, das durch Standesamt, Kirchspiel und Schule mit Schönbach verflochten war, wollte man anfangs mit Schönbach, Guntersdorf und Hörbach eine Gemeinde Steinringsberg gründen.